„ Drei Tage Utrecht – Ein Familien- Städtetrip voller Geschichte, Grachten und Gemütlichkeit“
Sven T. Möller, Grafiker und Redakteur
N ach einer Woche mit Freunden im Center Parcs Zandvoort wollten wir noch nicht nach Hause. Der Urlaub sollte weitergehen – und so entschieden wir uns spontan für drei Tage Utrecht. Eine Stadt, die kompakt wirkt, aber unglaublich viel zu bieten hat.
Die Niederlande sind nicht groß und die Fahrt von Zandvoort aan Zee nach Utrecht dauert nur etwas mehr als eine Stunde. Darum mussten wir etwas Zeit überbrücken, bis die Unterkunft fertig war. Statt Langeweile gab’ s Abenteuer: Im Kletterpark Parque West ging es in luftige Höhe, nicht in Baumwipfeln, sondern in einem Konstrukt aus Stahl und Holz. Ein Highlight waren die vielen, zum Teil recht langen Zip-Lines.
Unsere Basis in Utrecht war das Domstad Resort im Osten. Eigentlich ein schön auf einer kleinen Insel gelegener Campingplatz, allerdings mit vielen unfertigen Bauruinen – eine merkwürdige Kulisse. Unser Ferienhaus dagegen war quasi neu und bot alles, was wir brauchten.
� Nijntje regelt den Verkehr – und der Regenbogen erinnert daran, wie selbstverständlich Vielfalt in den Niederlanden dazugehört.
� Die tiefer gelegenen Grachten teilen Utrecht in zwei Ebenen und machen so manche kreative Idee möglich.
Am ersten Tag fuhren wir mit dem Bus in die Innenstadt. Zuerst schlenderten wir durch die Altstadt, bewunderten den Dom mit dem Klostergarten De Pandhof und spazierten weiter entlang der Grachten. Bald standen wir vor dem Nijntje Museum. Die weiße Häsin – international als Miffy bekannt – ist das berühmteste Kind der Stadt. Erfunden vom Utrechter Illustrator Dick Bruna, begegnet man ihr hier überall: auf Ampeln, in Souvenirläden und eben im eigenen Museum, das wir am Nachmittag besuchten. Liebevoll gestaltet, süß – aber klar eher für kleine Kinder.
Auf unserem Weg entdeckten wir noch einen echten Geheimtipp: den Geschenkeladen It’ s a Present im Domkwartier. Besonders die Schaukel im Untergeschoss, die direkt über die Gracht hinausragt, sorgte für Staunen. Weniger beeindruckend war dagegen das Hoog Catharijne, das riesige Einkaufszentrum, das sich über die Stadsbuitengracht spannt. Zwar ist es kurios, dass Boote unter dem Gebäude hindurchfahren, ansonsten wirkt die Mall aber wie viele andere – ein Ort, den man nicht unbedingt besuchen muss.
Am folgenden Morgen ging es in die Tiefe: DOMunder. Unscheinbare Treppen auf dem Domplatz
� Utrecht lässt sich mit einem Kanu wunderbar vom Wasser aus erkunden.
führen 2.000 Jahre hinab in die Geschichte Utrechts. Per Taschenlampe lässt sich die Ausgrabungsstätte erkunden, wobei kleine Sensoren Audiokommentare auslösen. Auch für die Kinder eine spannende Erfahrung.
Am Nachmittag landeten wir mitten im bunten Treiben des Theater-Festivals De Parade, das von Juni bis August von Stadt zu Stadt zieht. Neben zahllosen Aufführungen und jeder Menge Kultur- Flair, verzauberte das alte Kettenkarussell mit dem Motto „ Zweien is Leven“( Schweben ist Leben). Abends belohnten wir uns mit Burgern und Pommes bei Last Vegas – unkompliziert, sehr lecker und rein vegan.
Das Highlight haben wir uns für den letzten Tag aufgehoben: eine Kanufahrt auf den Grachten. Unter der Woche war es angenehm leer, sodass wir die Wasserwege fast für uns allein hatten. Vom Boot aus sah Utrecht noch einmal ganz anders aus – entspannter, persönlicher. Zum Abschluss gab’ s Pizza bei Vegitalian in der Schoutenstraat – ein perfekter Abschluss für drei intensive, abwechslungsreiche Tage.
5 Dinge, die ich gelernt habe
1
Fahrräder haben Vorrang. Immer! Wir hatten Fahrräder dabei. Doch so schön die Infrastruktur Radelnde vom Autoverkehr auch abschirmt, als Fußgänger muss man höllisch aufpassen.
2
Bäcker haben sonntags geschlossen Es hätte so schön sein können: Sonntagmorgen mit dem Fahrrad frische Brötchen holen. Doch Pustekuchen! Alle Bäckereien in der näheren Umgebung hatten zu.
3
Der Dom war mal größer 1674 fegte ein gewaltiger Sturm über Utrecht, der das Mittelschiff zerstörte. Weil das Geld fehlte, klafft bis heute eine Lücke zwischen Dom und Turm.
4
Nijntje ist allgegenwärtig Es gibt das Nijntje Museum, eine Dick- Bruna-Ausstellung im Centraal Museum, eine Ampel, Statuen auf dem Nijntje-Platz und der Mariaplaats, Souvenir- und Spezialgeschäfte und Nijntje-Zimmerdeko im StayOkay-Hostel.
5
Süße Waffeln, salzige Pommes Utrecht schmeckt nach Gegensätzen: knusprige Waffeln und Poffertjes stillen die Lust auf Süßes, während Pommes mit frischen Saucen den herzhaften Hunger bedienen.