Steffi Hetzel alias Reiseziege wandert seit ihrer Kindheit . Auf ihrem Outdoor-Blog findet man Tourenbeschreibungen sowie Tipps und Infos rund ums Wandern – vom Flachland bis in die Berge . Wir haben mit der Wander-Expertin gesprochen .
Interview : Dragana Mimic , Fotos : Steffi Hetzel
Seit wann wanderst du und warum hast du damit angefangen ? Ich wandere seit meiner Kindheit . Meine Eltern haben mir das quasi in die Wiege gelegt und mich schon als Kind in der Kraxe über die Berge getragen . Als Kind fand ich das Wandern kurzzeitig mal ziemlich uncool , aber das hat zum Glück nicht lange gehalten .
Du warst ja nicht immer Wanderführerin . Was hast du davor gemacht und was hat dich dazu bewegt , dein
ZUR PERSON
Steffi Hetzel ist Wanderführerin , Autorin und vor allem Naturliebhaberin . Auf ihrem Reise- und Outdoor-Blog „ Reiseziege “ berichtet sie über naturnahe Wanderungen , Campingtrips und die ein oder andere Städtereise .
� @ reiseziege . de � www . reiseziege . de
„ altes “ Leben an den Nagel zu hängen ? Stimmt . Ich hatte mal einen „ normalen “ Job , wie es die anderen oft bezeichnen . Ich habe als Pharmareferentin im Vertrieb gearbeitet . Die Firma , in der ich zuletzt gearbeitet habe , hat Stellen abgebaut und mich per Aufhebungsvertrag vor die Türe gesetzt . Ich habe dann als erstes eine Ausbildung zur Wanderführerin gemacht , und so nahmen die Dinge ihren Lauf .
Man kann dich also auch buchen , zum Beispiel für eine Alpenüberquerung ? Wie funktioniert das ? Die Alpenüberquerungen wandere ich für Reiseanbieter . Das heißt , man bucht mich nicht direkt , sondern eine Tour beim Veranstalter . Wann und wo ich unterwegs bin , findet man auf meiner Homepage . Man kann mich natürlich auch individuell anfragen . Die Infos hierzu findet man ebenfalls auf meiner Internetseite .
Abwechslungsreich , vielfältig , überraschend – egal , ob Ruhrpott , Sauerland , Niederrhein oder Eifel . In Nordrhein- Westfalen gibt es eine ganze Menge zu erwandern .
Hast du eine Lieblingsroute ? Ja , die habe ich ! Ich liebe nach wie vor die Alpenüberquerung vom Tegernsee nach Sterzing . Die Route ist einfach mega abwechslungsreich und ich verbinde mit einem Großteil der Strecke wunderschöne Kindheitserinnerungen . Sie gilt als eine relativ einfache Route . In sieben Etappen geht es von Bayern über Österreich bis nach
„ Die Alpenüberquerung Tegernsee – Sterzing ist meine persönliche Herzensangelegenheit .“
Südtirol in Italien . Sicherlich ist diese Tour die Genussroute unter den Alpenüberquerungen . Nicht nur wegen der einfachen Wegführung , sondern auch aufgrund der kulinarischen Highlights , die auf dieser Tour warten . Darüber hinaus schläft man bei meiner Tour nicht in überfüllten Matratzenlagern auf Berghütten , sondern genießt den Komfort von Hotel und / oder Pensionen .
Worauf sollte man bei einer Alpenüberquerung achten ? Kann die jeder machen ? Ist man sich allein unsicher oder hat bisher keinerlei Bergerfahrung macht es Sinn , sich einer geführten Tour anzuschließen . Anbieter hierfür gibt es ausreichend . Die Nachfrage ist in den letzten Jahren arg gestiegen und die Plätze sind rar . Gerade am Knotenpunkt Hochfügen ist es schwierig . In dem kleinen Skiort , indem im Sommer nur drei der sonst so vielen Hotel geöffnet sind , ist oftmals kein Zimmer mehr zu bekommen . Man sollte mit seiner individuellen Planung also zeitig beginnen . Bei der Planung sollte auch unbedingt der Unterschied zum Wandern im Mittelgebirge oder vor der Haustüre beachtet werden . 15 Kilometer im flachen Land wandern ist nicht zu vergleichen , wenn zusätzlich noch 800 Höhenmeter zu bewältigen sind .
Eine Alpenüberquerung ist definitiv keine Wanderung für jedermann und sollte nicht unterschätzt werden . Erste alpine Erfahrungen sind von Vorteil , Trittsicherheit und auch Schwindelfreiheit sind erforderlich . Der Weg ist zwar gut markiert und technisch nicht schwierig , aber bei einem Wetterumschwung sieht das schon ganz anders aus . Die Altschneefelder , die überquert werden müssen , sind teilweise den ganzen Sommer über vorhanden . Neuschnee fällt nicht nur im Herbst , sondern bereits im August . Die Alpen sind bekannt für schnelle Wetterwechsel . Man muss sich also noch orientieren können , wenn es plötzlich neblig wird und wissen , was zu tun ist , wenn ein Gewitter aufzieht .
Für die Alpenüberquerung vom Tegernsee nach Sterzing wird ausschließlich die bestehende Infrastruktur genutzt . Es wurden also keine neuen Wege erstellt oder angelegt .
Wie bereitest du dich auf eine Wanderung vor ? Was hast du im Gepäck und wie informierst du dich über Gegebenheiten vor Ort , Wetter und Co .? Ich wandere jede Route , die ich mit meinen Kunden gehe vor ! Manchmal auch mehrmals , bis die Strecke steht und ich die Gegebenheiten vor Ort kenne . Im Gepäck habe ich je nach Route und Saison entsprechende Kleidung . Also zum Beispiel eine Regenjacke , Mütze , Handschuhe etc . Ein Erste-Hilfe-Set darf natürlich auch nicht fehlen . Das A und O ist aber natürlich das richtige Schuhwerk . Ich empfehle in den Bergen entsprechende Bergschuhe mit guter Sohle . Im Mittelgebirge oder im Flachland reichen auch leichtere Wanderschuhe . Beim Wetter checke ich mehrere Wetter-Apps und hier schaue ich mir vor allem das Wetterradar genau an . Ansonsten schaue ich in den Himmel und beobachte die Wolken . Hört sich vielleicht komisch an , ist aber gerade im Alpenraum ziemlich wichtig .
Was steht diesen Sommer noch an ? Sooo viele tolle Touren sind geplant ! Es geht unter anderem in den Schwarzwald , in den Bayerischen Wald , in den Frankenwald und ins Mullerthal in Luxemburg . Dann wandere ich natürlich noch über die Alpen vom Tegernsee nach Sterzing – gleich drei mal in diesem Jahr . Und , und , und …
Welchen Wander-Traum möchtest du dir noch erfüllen ? Meine beiden absoluten Wander- Träume habe ich mir schon erfüllt . Der Tafelberg in Südafrika und eine Hochtour über den Aletschgletscher in der Schweiz . Aber der Lechweg – das wäre noch was !