The Voyager 22.08.2024 | Page 23

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Auf der Suche nach der

SEELE INDIENS

Indien ist für viele ein Sehnsuchtsziel und für andere ein Land , das sie niemals bereisen würden . Für die Fotografin Claudia S . Endres ist es definitiv das spannendste Reiseziel der Welt .

Text & Fotos : Claudia S . Endres

V om 14 . bis 17 . November findet im fränkischen Erlangen zum 20 . Mal das Fernweh Festival Eine ganz besondere Live-Reportage , die dort zu sehen sein wird , ist die Multivision „ Soul of India “ von Claudia S . Endres . Für diesen Vortrag hat Claudia alle Bundesstaaten Zentralindiens besucht und ist über viele Jahre insgesamt zehnmal durch dieses fremde und faszinierende Land gereist . Dabei war sie immer

CLAUDIA S . ENDRES

ist 56 und lebt in Nürnberg . Sie war lange als Marketingleiterin in der Fotobranche tätig und ist heute hauptberuflich Fotografin mit dem Schwerpunkt Business-und Tourismus-Fotografie . � www . csendres . com auf der Suche nach der Seele Indiens , nach dem , was dieses Land wirklich ausmacht . Und wo immer sie war , hat sie versucht , mit den Menschen in Kontakt zu kommen . Denn die indische Bevölkerung mit ihrer Herzlichkeit und Vielfalt ist für Claudia das , was die Seele des Landes am meisten prägt .

Als Claudia vor über 25 Jahren zum ersten Mal nach Indien kam und sich in das Land verliebte , war ihr Ziel der Bundesstaat Rajasthan – das „ Land der Könige “. Für viele ist diese Region die erste Erfahrung mit Indien , denn hier findet man eine gute Infrastruktur und ein Indien wie aus dem Bilderbuch : Männer mit Turbanen , Frauen in bunten Saris , bemalte Elefanten und unzählige prächtige Paläste und Festungen . Auch die Hauptstadt Neu Delhi und das Taj Mahal , die wichtigste Sehenswürdigkeit des Landes , sind nicht weit entfernt und lassen sich gut mit einer Rundreise durch Rajasthan verbinden . Auch ihre aktuelle Live-Reportage führte Claudia immer wieder durch diese Region und einige ihrer farbenprächtigsten Fotos stammen von hier . Neues zu entdecken gibt es für sie aber vor allem in den Bundesstaaten , die nicht zu den Hot Spots des Landes zählen .

� Das Humayun-Mausoleum in Delhi gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe und ist ein großartiges Beispiel für die Architektur des Mogulreiches .

Gujarat : Ein Geheimtipp im Westen Indiens

Wilde Natur , zahlreiche heilige Stätten und faszinierende indigene Stämme findet man zum Beispiel in Gujarat , das von ausländischen Touristen bisher kaum besucht wurde . Hier liegt auch der Rann of Kutch – eine riesige , schneeweiße Salzwüste , die sich mit einer Fläche von 7.500 km ² scheinbar endlos ausdehnt . Faszinierend ist aber auch der eher unbekannte Sasan Gir Nationalpark , in dem Claudia die letzten asiatischen Löwen Indiens beobachten konnte . Spannend sind auch die vielen verschiedenen Stämme , die heute noch in Gujarat leben . Besonders fotogen sind die Rabari , die früher als Viehnomaden durch das Land zogen und an ihren leuchtend roten Turbanen leicht zu erkennen sind .

� Dieses ausdrucksstarke Foto eines Rabari- Mannes entstand rein zufällig . Claudia traf ihn beim Bummeln durch ein kleines Dorf in Gujarat .

Chhattisgarh , Odisha und Jharkhand : Das Reich der Stämme und Schamanen

Insgesamt gibt es in Indien heute noch fast 700 indigene Volksgruppen , die meisten von ihnen leben im Osten des Landes , der ebenfalls sehr untouristisch ist . Wer die beschwerliche Reise in diese unzugänglichen Regionen auf sich nimmt , kann ein ganz anderes , sehr ursprüngliches Indien erleben . Claudia war hier mit dem Anthropologen Jitu unterwegs , der für sie die Stammessprachen übersetzte und ihr den

„ Ein Besuch der Stämme ist wie eine Reise in die Vergangenheit .“

Besuch vieler Dörfer ermöglichte . Sehenswert sind auch die vielen bunten Wochenmärkte der indigenen Stämme und ganz besonders der Sonnentempel von Konark , der nicht nur zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört , sondern mit seinen zigtausenden Steinfiguren und vielen erotischen Darstellungen sicher auch zu den schönsten Tempelanlagen des Landes .

zählt . n .

� Im Osten Indiens leben noch viele Stämme , bei denen die Frauen das Familienoberhaupt sind . Typisch sind für sie oft Tätowierungen und auffällig großer Schmuck .

Der indische Tiger und wo man ihn findet

Neben den Menschen war die Tierwelt Indiens immer wieder eines der wichtigsten Motive von Claudia . Sie besuchte viele Nationalparks und war immer auf der Suche nach dem Indischen Tiger . Mehr als die Hälfte aller wild lebenden Tiger leben heute in Indien und dank vieler Artenschutzprogramme nimmt die Zahl der Tiger sogar wieder zu . Die besten Sichtungen hatte Claudia in den Tigerreservaten Ranthambhore , Kanha , Bandhavgarh und im eher unbekannten Tadoba-Nationalpark .

Ihr Tipp : Wer Tiger beobachten will , kommt am besten im Mai nach Indien . Dann ist es mit Temperaturen von über 40 Grad definitiv zu heiß für eine Rundreise . Aber in den Nationalparks hat man zu dieser Jahreszeit die besten Chancen , einen Tiger zu sehen , weil die Parks dann nicht so überlaufen sind und die Großkatzen sich meist an den Wasserlöchern aufhalten , wo sie relativ leicht zu finden sind . Dass einmal ein Tiger so nah an Claudias Jeep vorbeilief , dass man ihn fast berühren konnte , gehört sicher zu ihren unvergesslichsten Erinnerungen .

� Dieses Tigerweibchen mit ihrem Jungtier lief im Tadoba-Nationalpark direkt am Jeep vorbei .

Als Frau alleine quer durch Indien

Claudia ist bei all ihren Indienreisen allein gereist und hat damit bisher nur gute Erfahrungen gemacht . Insbesondere alleinreisende Frauen trauen sich oft nicht , Indien individuell zu besuchen . Doch nach der Einschätzung von Claudia sind diese Bedenken völlig unnötig . Sie sagt , wenn man all die Vorsichtsmaßnahmen beachtet , die auch für jedes andere Reiseland gelten , ist Indien ein ganz wundervolles und sicheres Reiseziel . Die Menschen sind sehr freundlich und hilfsbereit und selbst in den frühen Morgenstunden oder bei Sonnenuntergang , wenn die Lichtstimmungen am schönsten sind , kann man ohne Bedenken alleine durch Städte und Dörfer bummeln . Und gerade dann , wenn die meisten Touristen noch schlafen , ergeben sich auch oft die besten Fotomotive und die schönsten Kontakte zu den Einheimischen .

� Wenn man auf die Menschen zugeht , erlebt man in Indien nahezu immer Offenheit und sehr viel Herzlichkeit .

Ihr Tipp für Individualisten : Da ein privater Fahrer in Indien durchaus erschwinglich ist , sollte man diese Möglichkeit unbedingt nutzen . So spart man sehr viel Zeit , ist völlig flexibel und kann anhalten , wo immer man ein spannendes Fotomotiv entdeckt . Und wenn man tatsächlich einmal in einer sehr abgelegenen Gegend unterwegs ist , kann man den Fahrer einfach fragen , ob er mitkommt .

Zweifellos gibt es in Indien auch viel Armut und Aspekten die polarisieren . Dennoch sagt Claudia : „ Indien ist für mich das faszinierendste , vielseitigste und herzlichste Reiseziel , das ich kenne “.

„ Soul of India “

Die Live-Multivision von Claudia S . Endres , zu sehen auf dem Fernweh Festival in Erlangen am 16.11.2024 um 17 Uhr in der Heinrich-Lades-Halle .

Infos und Tickets unter : www . fernwehfestival . com