The Voyager 25.07.2024 | Page 24

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Ein uralter Zauber ROTHENBURG

Romantik pur : Durch das liebliche Taubertal in die Lieblingsstadt der Welt .

Von Marc Peschke

I n Wertheim beginnt oder endet das etwa 100 Kilometer lange Taubertal , je nach Blickwinkel . Das „ liebliche Taubertal “ bietet Möglichkeiten zum Kanufahren , Wandern und Weinprobieren . Ein malerischer Radweg führt entlang der Tauber bis nach Rothenburg . Der Historiker Wilhelm Heinrich Riehl sagte 1865 : „ Ein Gang durch das Taubertal ist ein Gang durch die deutsche Geschichte .“

Auf dem Weg passieren wir das ehemalige Zisterzienserkloster Bronnbach , Tauberbischofsheim und Bad Mergentheim . In Stuppach kann die „ Stuppacher Madonna “ von Matthias Grünewald bewundert werden . In Weikersheim beeindruckt das Renaissance-Schloss mit seinem Schlosspark . In Creglingen liegt etwa 1,5 km außerhalb die Herrgottskirche mit dem berühmten Marienaltar von Tilman Riemenschneider .

� Fachwerkschmuck eines Altstadthauses

� Markusturm und Röderbogen

Und dann , endlich , Rothenburg ob der Tauber . Der Name klingt , bis heute . Aber es ist schwierig , über die Stadt zu schreiben . Denn so viel wurde schon über sie gesagt . „ Eine Stadt , deren Gesicht auf eine Postkarte gepresst wurde “, so Hans Dieter Schmidt in seinem sehr lesenswerten Taubertal-Buch „ Melusine und schwarze Wasser “. Oder der bedeutende Kunsthistoriker Georg Dehio : Die Stadt sei „ als Ganzes ein Kunstwerk “ schreibt er . Und Herbert Schindler in seinem Buch über die Romantische Straße , an der Rothenburg liegt : Man fände hier „ reines , großes Mittelalter “. Oder , noch besser , Rothenburg , das sei schlichtweg die „ Lieblingsstadt der Welt “.

Was ist Rothenburg ?

„ Rothenburg ist ein Traum , immer noch , auch wenn schon so viel darüber geschrieben worden ist .“

Marc Peschke , Kunsthistoriker

Die Fakten : Die ehemals Freie Reichsstadt , seit 1802 zum Kurfürstentum Bayern gehörend , heute mittelfränkisch , ist mit ihren gerade mal 11.000 Einwohnern ein internationaler touristischer Magnet . Doch in der Nebensaison oder am späteren Abend ist die Altstadt keinesfalls überlaufen . Wer nach Rothenburg ob der Tauber kommt , der findet im Gewirr der kleinen Gassen und Sträßchen eine ganze Vielzahl von kunsthistorisch bedeutsamen Schätzen . Die Altstadt bietet eine Vielzahl kunsthistorischer Schätze und 2024 wird das 750-jährige Jubiläum der Ernennung zur freien Reichsstadt gefeiert . Ein Aufstieg auf den Rathausturm belohnt mit einer atemberaubenden Aussicht auf die mittelalterliche Stadt und ihre begehbare Stadtmauer .

� Wildbad

� Figur des Weingottes Bacchus

Rothenburg ist bekannt für das historische Festspiel „ Der Meistertrunk “, das seit 1881 alljährlich aufgeführt wird und an die Legende aus dem Dreißigjährigen Krieg erinnert . Nach einer Zeit des Dornröschenschlafs wurde Rothenburg im 19 . Jahrhundert wiederentdeckt und lockt bis heute Künstler und Literaten an . Heute ist die Stadt ein Zentrum der Baukunst und klassischen Musik , mit bedeutenden Museen wie dem Mittelalterlichen Kriminalmuseum und dem RothenburgMuseum . Im RothenburgMuseum in einem einstigen Klostergebäude ist die Geschichte der Stadt zu erleben , vom frühen Mittelalter bis heute . Bis zum 31 . Dezember 2024 ist das Werk der Flensburger Künstlerin Elise Mahler zu sehen , die sich 1895 in Rothenburg niedergelassen hat .

Malerisch ist es auch unten , im Taubertal , wo man in der idyllisch gelegenen Pension „ Fuchsmühle “ direkt neben dem Toppler-Schlösschen , dem spätmittelalterlichen Sommer-Wohnturm des Rothenburger Bürgermeisters Heinrich Toppler , Quartier beziehen kann . Das Schlösschen kann heute am Wochenende mit einer Führung besichtigt werden . 15 Minuten recht steilen Fußwegs sind es von hier nach oben in die Rothenburger Altstadt . Doch bleiben wir erst einmal hier unten , im Tal . Wir besuchen das Wildbad , eine evangelische Tagesstätte , die derzeit Werke der Künstlerin Brigitte Schwacke zeigt . Leider wird das Wildbad bald schließen , weshalb es umso schöner ist , die Ausstellung an diesem besonderen Ort zu sehen . Das Ensemble aus labyrinthischen Gängen , Park und Kunstwerken ist beeindruckend .

� Burgtor

� Taubertal

Am Abend geht es wieder nach oben . Wir schlendern durch den stillen Burggarten am Ende der Herrengasse , der auf einer schmalen Bergnase über dem Taubertal liegt . Die Blicke von dort auf die Kulisse der Stadt sind atemberaubend . Von hier aus erspähen wir auch die Weinberge zu unseren Füßen und die Kobolzeller Wallfahrtskirche vor der Doppelbogenbrücke . Wir haben herrlichen Hunger . Hervorragend speisen kann man in einigen alten , sehr traditionsreichen Gasthöfen . Wir kehren in der „ Glocke “ ein , die schon 1227 urkundlich nachgewiesen wurde . Heute isst man hier in behaglicher , historischer Atmosphäre gepflegt fränkisch – vor allem die Auswahl lokaler Weine ist beeindruckend .

Am nächsten Morgen spazieren wir vom Klingentor hinab ins Dorf Dettwang . Die romanische Kirche St . Peter und Paul mit einem Altar von Riemenschneider ist ein Ort der Stille . Zutritt ist nur nachmittags und sonntags begrenzt möglich .

Rothenburg ist ein Traum , immer noch , auch wenn schon so viel darüber geschrieben worden ist . Wir fahren bestimmt bald wieder hierher . Nach Rothenburg , ins liebliche Taubertal .