„ 48 Stunden Wien. Ein kurzer Abstecher – mit langem Nachhall.“
Nico Metzger, Redakteur
W enn sich eine Gelegenheit ergibt, sollte man sie nutzen. Ich war Mitte Oktober auf eine Hochzeit in der Nähe von Graz eingeladen – und da der Flug ab Köln ohnehin über Wien ging, dachte ich mir: Warum nicht gleich ein bisschen Hauptstadtluft schnuppern? Zwei volle Tage Zeit – nicht viel, aber genug, um sich in eine Stadt zu verlieben.
Wien begrüßte mich mit goldener Herbstsonne und blitzblauem Himmel. 13 Grad, keine Wolken – perfektes Wetter, um die Stadt zu Fuß zu erkunden. Vom ersten Moment an war ich beeindruckt. So viele Prachtbauten auf einem Fleck hatte ich selten gesehen – jedes zweite Gebäude ein kleines architektonisches Kunstwerk. Wien fühlt sich an wie ein Freilichtmuseum mit U-Bahn-Anschluss.
� Barock trifft Herbstsonne: Der Schlossgarten Belvedere ist ein Ort für Spaziergänge – und perfekte Symmetrie.
� Ein Auftritt mit Wirkung: Die prachtvolle Fassade der Karlskirche leuchtet im Licht des späten Nachmittags besonders eindrucksvoll.
Eines meiner ersten Ziele: der Prater. Ich hatte mir darunter ehrlich gesagt einfach „ einen großen Park mit Riesenrad“ vorgestellt. Aber der Prater ist mehr als das. Zwischen Kastanienbäumen und Karussells begegnete mir eine surreale Mischung aus Jahrmarkt und Nostalgie – ein Freizeitpark mitten in der Stadt, aber ohne Ticketzone, ohne Absperrung, ganz selbstverständlich Teil des Stadtbilds. Nur dass man hier eben pro Fahrt zahlt. Das war neu für mich und irgendwie charmant.
Ein kleines kulinarisches Highlight direkt am ersten Morgen: das Café Westend, keine drei Minuten von meiner Unterkunft entfernt. Altmodisch-elegant, mit schweren Möbeln und guter Melange, ein perfekter Start in den Tag.
Besonders beeindruckt hat mich das Schloss Belvedere. Vor allem der obere Schlossgarten war ein Traum: die gestuften Terrassen, das Spiel aus Wasserbecken, Skulpturen und akkurat geschnittenen Buchsbäumen – das alles im Licht eines spätherbstlichen Nachmittags. Und darüber thronend das Barockschloss selbst, wie aus einem Märchen. Am Abend dann: Hunger. Und der naive Glaube, man könne in Wien einfach spontan irgendwo gut essen gehen. Wir standen zu dritt kurzentschlossen bei Figlmüller in der Bäckerstraße – ohne Reservierung, mit wenig Hoffnung. Zu
� Klar, Schnitzel in Wien ist keine kreative Glanzleistung. Aber wer’ s einmal gegessen hat, weiß: Es muss einfach sein.
Recht. Auch die nächsten drei, vier Lokale mussten wir nach kurzen Blicken ins Innere wieder verlassen. Schließlich landeten wir beim Gasthaus „ Zu den 3 Hacken“. Und auch dort zunächst: Schulterzucken. Voll. Doch nach kurzem Zögern und etwas Herumstehen hatte die Bedienung ein Einsehen – und wies uns doch noch einen Tisch zu. Glück gehabt. Das Schnitzel? Goldbraun, buttrig, zart. Besser hätte der Abend kaum enden können.
Was bleibt? Die Gassen. Die Fassaden. Die Details. Und dieses Gefühl, dass 48 Stunden manchmal ausreichen, um einen neuen Lieblingsort zu entdecken. Wien – wir sehen uns wieder.
5 Dinge, die ich gelernt habe
1
Goldenes Licht macht alles schöner Wien im Oktober ist ein Geschenk für die Kamera. Das Licht ist weich, die Schatten lang – perfekt, um die Architektur in Szene zu setzen.
2
Spontan essen gehen? Keine gute Idee. Donnerstagabend, 20 Uhr, hungrig durch Wien – ohne Reservierung wird’ s schnell zur Geduldsprobe. Auch unter der Woche gilt deshalb: früher planen oder später essen.
3
Kaiserschmarrn to go Beim Bummel durch die Stadt eine Portion Kaiserschmarrn von „ Kaiser’ s“ in der Hand.
Egal, ob klassisch mit verschiedensten Kompotten und Röster, als auch modern mit Keksen, Eis, Soßen und frischen Früchten – hier ist für jeden Geschmack etwas dabei.
4
Wien kann auch schräg Das Hundertwasserhaus ist das genaue Gegenteil von Schloss, Oper und Ringstraße. Keine geraden Linien, keine Logik – aber jede Menge Charme. Und irgendwie passt es doch ganz genau hierher.
5
Der Naschmarkt hält, was er verspricht Ein bisschen wuselig, ein bisschen touristisch – aber trotzdem ein Erlebnis. Von orientalischen Gewürzen bis zu österreichischem Käse: Wer gerne schaut, riecht und probiert, ist hier richtig.