Beeindruckend , monumental und außerweltlich – die Reise in die Arktis im Sommer 2023 werde ich niemals vergessen .
Text und Fotos : Lukas Voegelin
A ls Fachbegleitung durfte ich im Sommer für den Reiseveranstalter Kontiki Reisen mit dem Expeditionsschiff MV Hondius mit in die Arktis fahren . Der Veranstalter bietet drei Charter-Reisen pro Jahr an , bei denen man die Arktis erleben kann . Charter-Reise heißt dabei , dass man in Zürich ins Flugzeug steigt und ohne Umstieg in Spitzbergen ankommt . In der Fachbegleitung sind sonst Meteorologen und Biologen – einen Fotografen hatten sie bis dato noch nicht an Bord und es war mir eine Ehre , das machen zu dürfen .
Mein Thema war „ bessere Fotos machen “ – aber mit dem Wissen , dass das kei-
„ Einer der schönsten Momente war , als ich vier Uhr morgens vorne auf dem Schiff stand und einfach dem Knacken des Packeises lauschte .“
Lukas Voegelin , Reise- und Naturfotograf
ne dezidierte Fotoreise ist . Ich gab also Kurse auf dem Schiff , genoss aber gleichzeitig auch die Zeit in einer so außerweltlichen Umgebung immens . Denn man ist einfach zehn Tage weg , ohne Internet , ohne Empfang , ohne WLAN – das erdet .
� Die Brücke des Schiffs darf von den Passagieren zu jeder Zeit besucht werden .
� Auge in Auge mit dem Eisbär . Sind die Tiere in der Nähe , herrscht Schweigen auf dem Boot .
Dass diese Reise etwas ganz Besonderes war , merkte ich dabei schon vor dem Ablegen : Dort gab es erst einmal einige Belehrungen , unter anderem sorgsam mit dem Wasser und den Nahrungsmitteln an Bord umzugehen . So gibt es auch kein riesiges Buffet , sondern das Essen ist abwechslungsreich , aber bewusst knapp – wenn auch absolut ausreichend – gehalten . Dann kriegt man noch die Gummistiefel für die Tagesausflüge und los geht es . Das Schöne : An jedem Tag wird einem unglaublich viel Wissen mit auf den Weg gegeben und es gibt Vorträge von unterschiedlichsten Experten – so unter anderem von Biologen , Meteorologen und Walforschern . Und wenn man Glück hat , kann man wie wir direkt am ersten Tag Tiere wie Wale oder Eisbären sehen .
Das Team an Bord achtet dabei darauf , bedacht zu Reisen . Bevor es von Bord geht , wird man darauf eingestellt , wie man sich in der Natur verhalten soll . Man muss darauf achten , wo man hintritt , darf nichts anfassen , keine Blumen ausreißen . Strenge Regeln gelten auch an Bord , wenn gerade Tiere in der Nähe sind : Dann dürfen keine Türen geschlagen werden und es darf nicht gesprochen werden . Und wenn man Glück hat , kommt das Tier näher . Wenn nicht , dann geht es und wird nicht weiterverfolgt . Ein derart bewusstes Reisen fand ich sehr inspirierend .
� Auch die Arktis blüht : Rund um uralte Knochen wächst Moos mit winzigen bunten Blüten .
Etwas ganz Besonderes war für mich , Eisbären fotografieren zu können . An einem Tag hatten wir vier Bären in der Nähe des Bootes . Sie kamen direkt auf uns zu und boten den perfekten Blickwinkel . Dann blieben sie auch noch genau dort stehen , wo sie sich im Wasser gespiegelt haben . So viel Glück hatte ich beim Fotografieren noch nie !
Aber auch die Flora der Arktis hat mich beeindruckt . Wir haben Walknochen gesehen in der arktischen Wüste , die dort seit Jahrtausenden liegen . Sie kamen durch Landverschiebung an die Oberfläche und bleiben durch das vorherrschende Klima gut in Schuss . Was aber wirklich faszinierend ist : Um sie herum ist die Arktis grün und blüht ! Nach all der Zeit geben sie nach wie vor Feuchtigkeit ab und lassen Moose um sich herum wachsen . Und die Ruhe . Dort oben geht im Sommer die Sonne niemals unter . Einer der schönsten Momente war , als ich um vier Uhr morgens vorne auf dem Schiff stand und einfach dem Knacken des Packeises lauschte . Das ist ein Moment , den ich für immer mitnehmen werde . Es ist wirklich schwer in Worte zu fassen , dabei veranstalte ich selbst Reisen und bin als Reisefotograf schon viel unterwegs gewesen .
5 Dinge , die ich gelernt habe
1
Plan A , B und C Jeden Morgen gibt es einen groben Tagesplan . Allerdings mit Plan B , C und D , da sehr viel vom Wetter abhängt und ob man so durch das Eis kommt , wie es sich die Crew vorstellt .
2
Crew bei der Arbeit Wie die Crew sich den Weg
sucht , kann man auch live beobachten . Die Brücke ist immer offen und man kann jederzeit dorthin . Dort kann man sich auch selbst ein Fernglas schnappen und Ausschau halten .
3
Eisklasse Das Schiff selbst ist 107 Meter lang und hat die höchste Eisklasse . Das heißt , dass es kein Eis brechen kann , aber das Eis schieben kann , um problemlos ins Packeis fahren zu können .
4
Offline-Zeit Da es weder Empfang noch Internet gab , gab es auch keine Ablenkungen . So kann man die Reise bewusster wahrnehmen .
5
Futter Eisbären sind die einzigen Tiere auf dem Planeten , die uns aktiv
als Futter betrachten . Bei Landgängen sind deshalb immer auch bewaffnete Guides dabei , die Ausschau halten , ob ein Bär in der Nähe ist . Wird einer gesichtet , wird man sofort evakuiert .
Der Schweizer Reise- & Landschaftsfotograf Lukas Voegelin hat ein Herz für den kalten Norden . Daher führen seine Fotoreisen die Teilnehmer : innen auch bevorzugt in die eisigen Regionen unserer Welt . Neben der Reisebegleitung bietet er gemeinsam mit Kontiki-Reisen auch eine ( bereits ausgebuchte ) Grönland-Reise an .
Mehr über ihn , seine Reisen und inspirierende Bilder findest du auch hier :