„ Oman ist für mich ein Ort geworden, an dem die Seele atmen darf.“
Laurence Desirée Klett
Die Hotellerie-Marketingexpertin Laurence Desirée Klett lebt im Oman. Wir haben mit der gebürtigen Deutschen über ihr Leben in diesem faszinierenden Land gesprochen.
Dein Karriereweg hat dich bereits rund um den Globus geführt: Du hast in Kenia, Portugal, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Katar und Tunesien gelebt und lebst aktuell im Oman. Was ist das Besondere am Oman? Oman ist ein Land, das sich tief in mein Herz eingeschrieben hat. Was es für mich so besonders macht, ist diese stille, würdevolle Gelassenheit, die das ganze Land durchzieht. Die Menschen hier sind unglaublich warmherzig, höflich und gleichzeitig zu-
ZUR PERSON
Laurence Desirée Klett arbeitete bereits für führende internationale Hotelmarken – von Luxushotels in den VAE und Katar bis zu Resorts in Oman. Heute leitet sie die Kommunikation und Unternehmensentwicklung im Hotel The Chedi in Maskat.
� www. chedimuscat. com
rückhaltend. Und dann ist da noch die Landschaft. Dramatische Gebirge, endlose Sandwüsten und eine Küste, die sich scheinbar endlos hinzieht – Oman ist für mich ein Ort geworden, an dem die Seele atmen darf. Ein Land, das zum Verweilen, zum Staunen und zum stillen Nachdenken einlädt.
Wie nimmst du den Alltag im Oman wahr – im Vergleich zu anderen Ländern, in denen du gelebt hast? Der Alltag in Oman fühlt sich für mich an wie ein tiefer Atemzug – ruhig, bewusst, geerdet. Während das Leben in den Emiraten oder in Katar oft einem ständigen Puls aus Tempo, Terminen und Erwartungen folgte, scheint hier die Zeit langsamer zu fließen. Nicht stehenzubleiben – aber sich Raum zu
nehmen. Es ist diese Natürlichkeit, die mich berührt: der Blick zum Horizont, der nicht von Hochhäusern, sondern von Bergen oder Meer gefasst wird. Der Wind,
„ Im Oman lebt man im Einklang. Mit den Menschen, mit der Landschaft, mit dem Moment.“ der Geschichten erzählt, wenn er durch die Palmen streicht. Und die Menschen – sie nehmen sich Zeit. Für einen Gruß, ein Lächeln, ein Gespräch, das nicht nebenbei, sondern mit echter Aufmerksamkeit geführt wird. Für eine Tasse Qahwa, die nicht einfach nur ein Getränk ist, sondern Einladung – zum Innehalten, zum Dasein. Hier lebt man im Einklang. Mit den Menschen, mit der Landschaft, mit dem Moment. Es ist dieser stille Kontrast zum lauten Leben anderswo, der mich aufatmen lässt. Oman erinnert mich daran, was wirklich zählt.
� Kurz nach Sonnen- aufgang in der Wüste
� Blick vom Fort Café über Mutrah in Maskat
Du hast sowohl im Süden in Salalah als auch jetzt in Maskat gelebt und gearbeitet. Welche Region liegt dir persönlich mehr am Herzen – und warum? Beide Orte besitzen ihren ganz eigenen Charme, doch Salalah bedeutet mir emotional besonders viel. Die weiten Sandstrände, die grüne, beinahe tropische Landschaft während des Khareefs und der Duft von Weihrauch haben mich tief bewegt. Maskat hingegen fasziniert mich mit seiner einzigartigen Verbindung aus Tradition und Moderne sowie seiner kultivierten Zurückhaltung.
Verrätst du uns deine ganz persönlichen Lieblingsorte im Oman? Oh, da gibt es so viele besondere Orte! Unvergesslich ist der Sonnenaufgang in der Wüste – dieses Gefühl absoluter Stille, wenn die ersten Sonnenstrahlen den Sand berühren. Die Altstadt von Mutrah mit ihrem Souk ist ein Ort, an dem ich jedes Mal etwas Neues entdecke. Und dann ist da noch Jabel Akhdar – der Blick von den Terrassenfeldern hinab in die Täler ist einfach magisch. Ein weiterer Herzensort ist Wadi Darbat im Süden – besonders während der Monsunzeit, wenn kleine Wasserfälle über moosbedeckte Felsen plätschern und die Landschaft in sattem Grün erstrahlt. Ebenso magisch ist der „ Hidden Viewpoint“ in Salalah: Von dort oben wirkt die Welt fast unwirklich – das leuchtende Grün, die tief hängenden Wolken und der Blick auf den weiten Strand verschmelzen zu einem Anblick, der einem den Atem raubt.
� View Point Hidden Beach Salalah
� Am Meer kann Laurence abschalten
„ Oman hat die Fähigkeit, Tradition und Fortschritt auf harmonische Weise zu vereinen.“
Als Kommunikationsprofi erzählst du Geschichten – welche Geschichte über den Oman würdest du gerne mit der Welt teilen, die bisher vielleicht noch kaum jemand kennt? Wenn ich eine Geschichte aus Oman mit der Welt teilen dürfte, dann wäre es die beeindruckende Geschichte der omanischen Frauen. Eine Geschichte, die häufig im Verborgenen bleibt – doch voller Stärke und Anmut ist. Diese Frauen stehen zwar selten im Rampenlicht, doch ihr Einfluss auf das Land ist tiefgreifend und bemerkenswert. Sie führen erfolgreiche Unternehmen, unterrichten an angesehenen Universitäten und gestalten Politik und Gesellschaft – mit einer souveränen Gelassenheit, die tief in der reichen Kultur Omans verwurzelt ist. Was mich besonders beeindruckt, ist ihre Fähigkeit, Tradition und Fortschritt auf harmonische Weise zu vereinen und dabei stets Würde und Eleganz auszustrahlen. Den Alltag zwischen Familie und Beruf zu meistern, ist für sie selbstverständlich. Ihren Lebenswegen ist nicht nur Mut anzumerken, sondern auch ein starkes Bewusstsein für Gemeinschaft, Identität und eine vielversprechende Zukunft. Ich bin überzeugt, die Welt sollte ihre Stimmen hören – nicht als Ausnahme, sondern als selbstverständlichen, kraftvollen und inspirierenden Teil des täglichen Lebens in Oman.
Wo gehst du hin, wenn du einfach mal abschalten möchtest – sei es in der Stadt oder draußen in der Natur? Wenn ich wirklich abschalten möchte, zieht es mich ans Meer – am liebsten an einen ruhigen Strand außerhalb von Maskat, wo kaum Menschen sind und das Wasser in einem intensiven Blau glitzert. Dort finde ich Ruhe und kann den Alltag hinter mir lassen. In der Stadt suche ich gerne kleine, gemütliche Cafés auf, in denen ich entspannt einen Kaffee genießen.
Was rätst du Reisenden, die den Oman nicht nur sehen, sondern auch verstehen wollen? Schenkt diesem Land eure Zeit – mit Geduld, mit offenem Herzen. Lasst euch nicht nur von den bekannten Sehenswürdigkeiten treiben, sondern taucht ein in das Leben der kleinen Dörfer. Hört genau hin, wenn die Menschen ihre Geschichten erzählen, und spürt den leisen Puls des Alltags, der hier ganz anders schlägt. Der Oman ist kein Land der lauten Worte oder schnellen Eindrücke. Er öffnet sich erst in den stillen Momenten, in der Ruhe, die Zeit und Raum für Begegnungen schafft. In diesen Augenblicken – in einem Blick, in einer Geste, in einer Erzählung – offenbart sich seine wahre Schönheit. Wer bereit ist, sich darauf einzulassen, wer mit Respekt und echter Neugier reist, nimmt mehr mit als nur Erinnerungsfotos. Er nimmt das Gefühl mit, tief verbunden zu sein – mit einem Land, mit seinen Menschen, mit einer Geschichte, die nachklingt und das Herz berührt.