„ Wir waren zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Apulien im Juni – ein Geheimtipp, den ich fast nicht verraten möchte.“
Anja Bethge, Redaktionsmanagerin
W enn ich heute an Apulien denke, höre ich noch das leise Zirpen der Grillen, spüre die warme Sonne auf meiner Haut und schmecke das süße Gebäck, das unsere Gastgeberin uns bei der Ankunft in die Hände drückte. Es war Juni 2023, in den bayerischen Pfingstferien, als ich mit meiner Familie in diese magische Ecke Süditaliens aufbrach – und wir hätten es kaum besser treffen können. Noch bevor die Hochsaison ab dem 1. Juli ihre vollen Strände, belebten Piazze und überfüllten Parkplätze brachte, durften wir Apulien in einer selten gewordenen Ruhe erleben – als wäre die Region nur für uns geöffnet worden.
Wir landeten in Bari, doch die Großstadt ließen wir bewusst links liegen. Mit dem Mietwagen fuhren wir direkt ins Herz Apuliens, ins fruchtbare Valle d‘ Itria. Diese grüne, sanft hügelige Landschaft, übersät mit Olivenhainen und durchzogen von Trockenmauern, wirkt wie aus einer anderen Zeit. Und mittendrin: die Trulli. Diese runden, weiß getünchten Bauernhäuser mit ihren typischen kegelförmigen Steindächern sind das architektonische Wahrzeichen der Region. Und genau so ein Trullo haben wir uns über Airbnb gemietet. Eine kleine Oase inmitten von Olivenbäumen und der perfekte Ausgangspunkt für Erkundungen in der Umgebung.
� Dicht an dicht stehen die Trulli, die charakteristischen kegelförmigen Häuser, in Alberobello.
� In Locorotondo malte uns eine Künstlerin das schönste Souvenir – einen Teller mit unserem Porträt.
Locorotondo, Alberobello, Cisternino – die kleinen Orte im Valle d’ Itria wirken wie gemalt. Weiße Häuser schmiegen sich aneinander, enge Gassen schlängeln sich durch die Altstädte, in jeder Ecke lauert ein kleines Fotomotiv. Besonders Alberobello mit seiner Trulli-Altstadt hat uns fasziniert – kein Wunder, dass es zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Doch es war nicht nur die Architektur der Städte, die mich verzauberte. In fast jeder Gasse, vor jeder Tür, entdeckte ich kunstvoll arrangierte Feigenkaktus-Dekorationen – in Vasen, Töpfen, als Keramik oder sogar bemalt. Diese stacheligen Schönheiten wurden für mich zum heimlichen Symbol unserer Reise.
Nach ein paar Tagen im Landesinneren zog es uns weiter Richtung Süden. Unser Ziel: Salento, die Halbinsel, die den „ Absatz“ des italienischen Stiefels bildet. Hier hatten wir sechs Nächte im B & B Le Vele bei Maruggio gebucht. Eine kleine, familiär geführte Unterkunft mit großem Pool, einem Garten voller Blumen und Gastgeberin Alexandra, die uns jeden Morgen mit einem anderen, liebevoll zubereiteten Frühstück überraschte. Genau diese Art von Unterkunft liebe ich – persönlich, herzlich, voller Geheimtipps, die man in keinem Reiseführer findet. Unweit unseres Quartiers fanden wir traumhafte Strände – menschenleer, türkisblau, mit feinem Sand und wilden Dünen. Besonders der Strand von Campomarino und der malerische Piri Piri Beach hatten es uns angetan. Oft waren wir fast allein dort, konnten Muscheln sammeln, baden, lesen, schlafen – und einfach die Seele baumeln lassen.
Unsere Reise nach Apulien war mehr als nur Urlaub. Es war eine Rückkehr zur Einfachheit, zur Wärme der Menschen, zur Ruhe, die man in der heutigen Zeit oft vermisst. Vielleicht lag es am perfekten Timing, vielleicht an der Mischung aus Natur, Kultur und Genuss – aber eines steht fest: Apulien hat mein Herz erobert. Und ich bin sicher, dass es nicht mein letzter Besuch war.
� Jeder Ort hatte seinen eigenen Charme – und alle waren liebevoll herausgeputzt.
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� Traumhaft schön – und fast menschenleer – waren die Strände rund um Campomarino im Juni.
Meine 5 Tipps für Apulien
1
Zur richtigen Zeit am richtigen Ort Wer Apulien ruhig und entspannt erleben will, sollte nicht in der Hauptsaison reisen. Intuitiv hatten wir den perfekten Zeitpunkt erwischt: Mitte Juni, noch vor dem Trubel. Die Strände? Fast menschenleer. Die Restaurants? Entspannt und mit freien Tischen. Parkplätze? Überall verfügbar – und das Beste: kostenlos. Ab dem 1. Juli ändert sich das Bild schlagartig. Dann beginnt die italienische Hochsaison, die bis Ende August dauert.
2
Trulli-Hauptstadt Apuliens Alberobello ist der bekannteste Ort im Valle d’ Itria – und das völlig zu Recht. Ja, es ist touristisch, aber dennoch ein absolutes Muss. Am besten nachmittags besuchen, wenn die Reisebusse weg sind. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie es hier in der Hochsaison zugeht …
3
Treiben lassen im Valle d’ Itria Im Valle d’ Itria braucht es keinen Plan – einfach losfahren und sehen, wohin der Tag einen führt. Jeden späten Nachmittag zog es uns in einen anderen Ort: Locorotondo, Cisternino, Martina Franca. Beim Schlendern durch die Gassen entdeckten wir zauberhafte Ecken – ganz ohne Ziel. Vielleicht wirst du wie wir in ein kleines Atelier hineingezogen oder findest einen Weinhang, wo man auf Heuballen sitzt, ein Glas Wein trinkt und die Aussicht genießt. Solche Momente erlebt man nur, wenn man sich treiben lässt.
4
Tagesausflug nach Matera Lass dir einen Abstecher in die benachbarte Region Basilikata nicht entgehen
– genauer gesagt nach Matera. Die uralte Höhlenstadt mit ihren in den Fels gehauenen Häusern und Kirchen ist absolut beeindruckend und zählt nicht umsonst zum UNESCO-Weltkulturerbe.
5
Einfache Küche, die begeistert Die Küche Apuliens ist bodenständig, ehrlich und voller Geschmack. Hier braucht es keine große Show – nur gute Zutaten und Leidenschaft. Unbedingt Orecchiette probieren, die typischen kleinen „ Öhrchen“-Nudeln der Region, oft serviert mit aromatischem Gemüse, kräftiger Tomatensauce oder einfach nur mit Knoblauch, Öl und ein paar Kräutern.