The Voyager Extrablatt Malta & Gozo 04.12.2025 | Page 14
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erleben 14
Auf historischen Spuren
Von der Steinzeit bis zur Moderne haben viele Kulturen die Geschichte des Archipels beeinflusst.
Von Ben Kraus
D ank seiner prominenten Lage zwischen Sizilien und Tunesien war die kleine Inselgruppe Maltas über viele Epochen hinweg immer ein wichtiger Anlaufpunkt. Die aufregende Geschichte der Insel ist eng verbunden mit den jeweiligen Herrschern und Verwaltern. So hat jeder seine Spuren hinterlassen und zum heutigen Aussehen und der multikulturellen Stimmung beigetragen. Malta hat im Laufe seiner Geschichte einige bemerkenswerte Errungenschaften hervorgebracht – die uns heute noch Staunen lassen.
Am besten fangen wir ganz am Anfang an
Ġgantija
� älter als Stonehenge und die Pyramiden
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� UNESCO- Weltkulturerbe
� Öffnungszeiten 9 – 17 Uhr
Die ersten Bewohner Maltas kamen wohl 5.200 v. Chr. von Sizilien auf die Insel und begannen, Landwirtschaft zu betreiben. Etwa 3.600 entwickelte sich eine einzigartige Tempelkultur. Ġgantija auf Gozo ist eine der ältesten freistehenden Tempelanlagen der Welt. In der Bronzezeit, vor 2.500 v. Chr. wurde diese Kultur abgelöst. Gräber und Verteidigungsanlagen in Borg in-Nadur zeugen noch heute davon.
Karthago und Rom – der ewige Krieg
Domus Romana
� wertvolle römische Überreste
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� Nur 6 Euro Eintritt für Erwachsene
� Öffnungszeiten 9 – 17 Uhr
Um 800 v. Chr. begannen die Phönizier Malta für sich zu entdecken und nutzten die Insel als Handelsstützpunkt. In Tas-Silġ befindet sich eine über Jahrhunderte genutzte Kultstätte. Nach dem Niedergang der Phönizier übernahm Karthago die Insel bis 218 v. Chr. im zweiten Punischen Krieg das Imperium Romanum Malta eroberte. Die strategische Lage als vorgelagerter Mittelmeerhafen und für die Salzgewinnung profitierte Rom von Malta und Malta im Gegenzug vom Glanze Roms.
Noch heute sind die Römischen Therme bei Għajn Tuffieħa oder das Domus Romana in Rabat zu bestaunen. Die Römer waren es auch, die den Namen der Insel von Malet zu Melita änderten, wohl wegen des reichen Vorkommens an Honig auf der Hauptinsel. Nach der Teilung des Reichs 395 in das West- und Oströmische, später Byzantinische Reich, lag Malta, bis auf einige Überfälle der Vandalen, recht ruhig im Meer.
Arabische Kunst und Kultur hält Einzug
Mdina
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� verträumte Stadt im andalusischen Stil
� echte maltesische Küche
� Drehort vieler Szenen aus „ Game of Thrones“
Mit der Einnahme Maltas 870 durch die Aghlabiden, einer arabischen Dynastie aus dem heutigen Tunesien, begann die größte kulturelle und optische Veränderung für Malta. Die von den Römern installierten Bewässerungssysteme wurden stark überholt und verbessert. In der Stadt Melita wurde ein Teil abgetrennt und mit einer hohen Mauer versehen. Diese Stadt ist heute Mdina – die stille Stadt. Die meisten Straßen- und Ortsnamen sowie Teile der maltesischen Sprache haben ihren Ursprung in dieser Epoche.
Ankunft der Ordensritter
1090 eroberten christliche Ritter unter Roger I. Malta für das Königreich Sizilien. Der stetige Verwalterwechsel zeigt sich auch in der Architektur. Die Kirchen, wie die St. Paul ´ s Cathedral, haben normannische und spanische Einflüsse. Mit der Übergabe der Insel an den Johanniterorden 1530 begann schließlich, was Malta für immer Bekanntheit verleihen sollte. Die Ordensritter wurden seitdem als „ Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom Heiligen Johannes von Jerusalem, von Rhodos und von Malta“, oder kurz: Malteser genannt.
Valletta
� Kulturhauptstadt Europas 2018
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� kleinste Hauptstadt Europas
� 1980 UNESCO- Weltkulturerbe
1565 begannen die Osmanen mit einer großangelegten Belagerung der Insel. Die Ritter unter Führung des Großmeisters Jean de la Valette hielten jedoch stand – dank massiver Verteidigungsanlagen im Hafen der Hauptstadt Birgus. Im zu Ehren wurde 1566 eine neue Hauptstadt gebaut, die seinen Namen trägt: Valletta. Die erste planmäßig erbaute Hauptstadt Europas. Die ganze Stadt, sowie das Fort St. Elmo und St. Angelo sind stumme Zeitzeugen dieser bewegten Epoche.
Zwischen 1798 und 1800 besetzte Napoleon Bonaparte Malta im Rahmen seines Ägypten Feldzugs. Nach Aufständen der Bewohner konnte er mit Hilfe der Briten wieder vertrieben werden und Malta wurde britische Kolonie. 1827 machte die Royal Navy Malta zu einem Hauptstützpunkt und installierte das erste Trockendock und erbauten ein Aquädukt auf Gozo, der die Wasserversorgung sicherte: die Victoria Lines.
In der modernen Zeit bleibt es stürmisch
Rotunde von Mosta
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� Kopie der Bombe kann besichtigt werden � Luftschutzbunker direkt neben der Kirche � Drittgrößte freitragende Kuppel Europas
In den Weltkriegen spielte Malta als Stützpunkt eine wichtige Rolle. Auf die Insel fielen, bezogen auf die Fläche, die meisten Bomben im 2. Weltkrieg. Eine davon führte zum „ Wunder von Mosta“. Am 9. April 1942 durchlag eine Fliegerbombe die Kuppel der Rotunde, in der sich gerade 300 Menschen befanden – explodierte jedoch nicht. Niemand wurde verletzt. König Georg VI. würdigte Maltas Bewohner für Ihren Mut und ihrer Tapferkeit mit dem George Cross, das auf der Flagge verewigt ist.
Grand Harbour
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� Seit den Phöniziern in Betrieb � Fort St. Michael � Fort St. Elmo, in dem das National War Museum untergebracht ist. � Fort St. Angelo
Mit der Unabhängigkeit 1964 ist die Republik Malta in das nächste Kapitel seiner Geschichte übergegangen. So war Malta im Dezember 1989 auch Austragungsort eines Treffens zwischen Michail Gorbatschow und George Bush. Der Sowjetische Staatschef sagte auf der erstmals abgehaltenen gemeinsamen Pressekonferenz: „ Das ist der Anfang vom Ende des kalten Krieges.“ Das Treffen fand übrigens auf einem Schiff statt – und wer heute das Archipel bereist, wird das ganz sicher auch auf Fähren, kleinen Booten und Gondeln tun.
Über 7.000 Jahre Geschichte auf so wenig Raum, aber so vielen Zeugnissen. Malta ist wie kaum ein anderer Ort ein Zeuge des lebendigen Europas.